Schlank und krank

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Immer mehr Menschen vertreten die Meinung: Schlank = gesund. Demnach sind dünne Menschen aktiver, leistungsfähiger und körperlich fitter. Sie haben weniger organische Probleme und allgemein weniger Krankheiten als dicke Menschen. Manche Mediziner behaupten sogar fest, Normalgewichtige seien psychisch gesünder, als Übergewichtige. Dem ist aber nicht so, wie Studien bereits belegt haben.

 

Heute möchte ich euch meine persönliche Geschichte erzählen und euch sagen, warum ich wieder mollig sein möchte.

Ich bin Studentin und war eigentlich mein ganzes Leben lang mollig. Von Kindesbeinen an haben mich Speckröllchen begleitet, die ich so schnell nicht los geworden bin. Im Kindergarten wurde mein Übergewicht von den Spielkameraden zwar bemerkt, aber sie schlossen mich deswegen nicht aus. Während meiner ersten Ballettstunde fassten mich die anderen Mädchen an die Brust, weil sie sich wunderten weshalb ich schon einen „Busen“ habe, wie sie so schon sagten. Im zarten Alter von 4 Jahren wusste ich noch nicht, was sie meinten. Diese und andere „lustige“ Szenen hat meine Mutter auf einem Video verewigt. Dieses Video hab ich in der Pubertät zu sehen bekommen. Ich wunderte mich ab da nicht mehr, weshalb ich mollig bin. Ich sah nämlich schon immer so aus. Auch schon mit 4 Jahren, gequetscht in ein hellblaues Tütü. Ein unvorteilhaftes Outfit, welches wirklich jede Speckrolle zum Vorschein bringt. Naja, jetzt denkt ihr vielleicht: Gut, mit 4 ist das süß und kein Problem. Wie aber bereits angedeutet, habe ich den Speck nicht verloren. Bis jetzt.

Vom Mobbing-Opfer zum Kurvenstar

Ich habe recht gut mit meinem Übergewicht gelebt. Gut, in der frühen Pubertät wurde ich mit Mobbing konfrontiert. Aber hey, wer wurde das heutzutage noch nicht? Mit 12 erlebte ich die Spitzenzeit der Hänseleien. Die Jungs nannten mich „Panzer“, „Babyelefant“, etc. Autsch. Das tat natürlich weh.

Ein Jahr später, mit 13 Jahren, änderte sich jedoch alles. Nach einem kleinen Wachstumsschub (nicht nur die Größe betreffend, sondern auch die weiblichen Rundungen) weckte ich das Interesse der Jungs auf eine andere Art. Ich wurde ins Kino eingeladen und bekam süße Karten. Ich war der Star der 7. Klasse. Vor Verehrern konnte ich mich kaum retten. Und da sagen noch manche, Jungs stehen auf schlanke Mädels. Vielleicht öffentlich, weil sie sich vor ihren Kumpels schämen. Aber heimlich, da mögen sie Kurven, Kurven, Kurven! 🙂

Ich hatte seitdem nicht mehr mit meinem Übergewicht zu kämpfen. Natürlich meinten immer wieder schlaue Ärzte mir zu raten: „Sie müssen aber unbedingt abnehmen, dieses Gewicht ist nicht gut für ihre Größe“. Aber im Prinzip hat es mir nie großartig geschadet. Ich habe Sport gemacht, bin viel gelaufen, habe aber einfach leidenschaftlich gerne gegessen. Pizza, Pommes und Mayo waren meine größten „Laster“…

Ich vermisse meine Kurven

Jetzt, während meines Studiums habe ich rapide abgenommen. Zuerst wollte ich nur ein wenig abnehmen, um den Speck los zu werden. Ich machte mehr Sport, achtete auf meine Ernährung und aß kaum noch Süßes. Meine Kalorien zählte ich zu Beginn, ähnlich wie bei einer Diät. Die ersten 7 Kilo verabschiedeten sich. Schwer und schleppend, aber sie gingen.jeans-828693_1280

Dann, durch den Stress im Studium, aß ich immer weniger. Ich wurde auch wie besessen von dem Gedanken, mehr abzunehmen. Was soll ich euch sagen. Jetzt sind es -35 Kilo und ich bin das erste mal in meinem Leben normalgewichtig. Fühl ich mich besser? Gesünder? Nein. Ich bin schlank, aber nicht unbedingt gesünder. Seit dem Gewichtsverlust habe ich öfter mit Bauchschmerzen, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen, etc. zu kämpfen als zuvor. Ich habe das Gefühl, mein Körper wäre schwächer. Natürlich muss ich dazu sagen, dass ich die letzten 20 Kilo ohne Sport abgenommen habe, was fatal ist. Jeder der abnehmen möchte, sollte gleichzeitig unbedingt Muskeln aufbauen. Das war mein größter Fehler. Ich vermisse meine Kurven und finde es im Nachhinein gar nicht mehr schlimm, mollig gewesen zu sein. Die Gesellschaft drängt einem diese Gedanken auf, finde ich. Bist du schlank, bist du schön. Wenn du aber mollig bist, naja, dann bist du eben mollig. Man wird in eine Schublade gesteckt.

Früher hab ich mich immer gefragt: Wie ist es wohl, schlank zu sein? Wie ist es wohl, Größe 36 zu tragen und überall einkaufen zu können? Jetzt hab ich die Antwort: Es ist nichts Besonderes. 🙂

Ich möchte euch molligen Damen ans Herz legen: Bleibt wie ihr seid, solange es euch so gut geht! Ändert nur dann etwas, wenn ihr denkt, dass es eure Lebensqualität verbessert. Mollig zu sein heißt nicht zwingend ungesund zu leben oder krank zu sein. Lasst euch das nicht einreden. Und wenn ihr Lust auf Schokolade habt, dann esst sie. Ohne Reue. Und wenn ihr nicht aufs Laufband wollt, dann geht nicht. Ohne euch zu tadeln.

Luisa – Freie Texterin Starke Frau

Anmerkung: Man muss immer auf seine Gesundheit achten. Wenn Übergewicht kranke Ausmaße annimmt, ist es natürlich nicht mehr gesund.

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