Der richtige Umgang mit Demenzerkrankten

Demenz – wie man mit Erkrankten umgeht

hands-578917_1280

Der Umgang mit demenziell veränderten Menschen aus der Sicht einer Betreuungskraft und als Hilfe für Angehörige, Freunde und Bekannte

In erster Linie ist es wichtig, sich auf den Betroffenen individuell einzustellen. Wie weit ist er in seiner Demenz? Wichtig ist hierbei die Frage: Ist ein Kommunizieren noch möglich? Ist dies der Fall, ist es von großer Bedeutung, über die Biographie des Betroffenen Kenntnis zu haben. Was hat der Betroffene beruflich gemacht? Hat er Kinder, Enkel oder auch schon Urenkel ( hierzu wäre es von Vorteil, wenn man ein wenig die familiäre Situation kennt, falls dort aber Streitigkeiten vorliegen, sollte man dieses Thema vermeiden)

Auch Kriegserlebnisse sollte man nicht ansprechen, da diese eine akute Angst hervorrufen können.

Aus diesen Gründen ist eine Mithilfe der Angehörigen von großer Bedeutung. Je mehr man über den betroffenen Menschen erfahren kann (z.B durch das Ausfüllen eines Biographiebogens der Angehörigen) desto besser kann die Betreuungskraft auf die Bedürfnisse und Ressourcen des demenziell veränderten Menschen eingehen.

Dies beinhaltet u.a folgende Fragen: Welcher Religion gehört der Betroffene an und war es ihm wichtig Sonntags die Kirche zu besuchen, am Abend zu beten oder gab es sonst religiöse Rituale in seinem Leben? Wurde am Sonntag besondere Kleidung getragen? Damals wurde oft nur Sonntags der beste Anzug aus dem Schrank geholt.

Gab es besondere Vorlieben wie z.B Kochen, Lesen, Basteln oder Handarbeiten?

Bei männlichen Betroffenen kann man häufig viel über den früheren Beruf erreichen. Ein Gespräch mit einem Gärtner könnte man beginnen in dem man von seinem eigenen Garten erzählt, über das Vorhaben berichtet jenen Garten zu bepflanzen und nach Rat des Betroffenen fragt. Man wird sich wundern, wie der Mensch aufblühen kann indem er sein erlerntes und nicht vergessenes Wissen weitergeben kann. Denn wir müssen wissen: Auch demenziell veränderte Menschen mögen das Gefühl gebraucht zu werden!!

Natürlich gehört auch Arbeit zu der Betreuung Demenzerkrankter dazu. Arbeit im Sinne von Gedächtnistraining, zur Förderung und Erhaltung des Gedächtnisses. Auch dies sollte man individuell ausrichten und abwägen, wie weit die Demenz fortgeschritten ist und wie sehr man den Erkrankten ins Gedächnistrainung einbeziehen kann. Die Erinnerungen und das Gedächnis Betroffener die sich schon etwas weiter von uns entfernt haben und mental in ihrer eigenen Welt sind (so nenne ich es), kann man sehr gut mit alten Sprichwörtern aktivieren. Wenn Sie die ersten Wörter vorgeben, wie z.B: Der Apfel fällt….. dann werden die meisten antworten: „Nicht weit vom Stamm“. Früher wurden Sprichwörter viel in die normale Kommunikation eingebunden.

Aber auch mit Musik kann man viel erreichen! Suchen Sie sich Musik aus dem Jahrgang heraus, in dem der Betroffenen etwa 8-18 Jahre alt war. Sie werden staunen, denn in den meisten Fällen brauchen Betroffene dann nicht einmal ein Liederbuch.

Aber auch am Anfang einer Demenz sollte man auf Förderung achten, je mehr man mit einem demenziell veränderten Menschen trainiert, desto länger kann man einige Fähigkeiten erhalten. Am Anfang einer Demenz sollte man bei dem Gedächtnistraining gezielt darauf achten, dass sich der Betroffene nicht „veralbert“ vorkommt. Auch hierbei sollte man individuell auf die noch vorhandenen Fähigkeiten eingehen. Nicht mit einfachen Sprichwörtern arbeiten sondern evtl. auf Quizfragen umsteigen, wie z.B: Wer war die bekannteste Tennisspielerin? Steffi Graf wird die Antwort sein. Das A und O im Umgang mit Dementen ist das indivuelle und stadiumorientierte Betreuen des Betroffenen.

Im letzten Stadium der Demenz sollte man immer auf die eigene innere Ruhe achten: Denn auch wenn ein demenziell veränderter Mensch sich nicht mehr verbal äußern kann, so hat er dennoch ein gutes Gespür. In diesem letzten Stadium erreicht man den Betroffenen oft durch basale Stimmulation (http://de.wikipedia.org/wiki/Basale_Stimulation)

Aber auch hier aufgepasst: Nicht jeder Mensch mag Berührungen, deshalb muss alles immer individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden.

Man sollte es außerdem nicht als „Muss“ sehen sich so intensiv mit dementen Menschen zu beschäftigen, denn das würden die Betroffenen recht schnell merken. Wenn man die Betreuung als Angehöriger aus emotionalen oder anderen Gründen nicht leisten kann, ist es keine Schande. In diesem Fall ist den Angehörigen aber ans Herz zu legen, sich Hilfe zu suchen und den Betroffenen das Recht auf Betreuung durch ausgebildete Pflegekräfte zu gewähren. Wenn Sie mit der Demenzerkrankung eines Angehörigen überfordert sind oder die Situation gar hilflos akzeptieren, schaden Sie auf Dauer sich und dem Erkrankten. Sollten Sie Hilfe in Anspruch nehmen und sich sogar schweren Herzens entscheiden den Betroffenen in die Obhut eines Altenpflegeheimes zu geben, können Sie als Angehöriger dennoch viel Gutes für den Demenzerkrankten tun: Regelmäßige Besuche, Spaziergänge und Anrufe werden den Betroffenen helfen und geben ihnen weiterhin das bekannte familiäre Gefühl.

Ein Beitrag von der Betreuerin Heike S.

Haben Sie Fragen zur Demenzerkrankung oder haben Sie einen Fall von Demenz in der Familie und möchten sich weiter informieren? Dann schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an: a.schulz@starke-frau.de. Heike wird Sie gerne, soweit es ihr möglich ist, individuell beraten und hat für Ihre Fragen stets ein offenes Ohr.

 

One Comment

  1. Als Angehörige bin ich auch von diesem Thema betroffen. Ich hatte mich zuvor nie mit dem Thema Pflege in Deutschland beschäftigt, doch inzwischen muss ich sagen: Es ist eine Katastrophe! Die Krankenkassen können damit nicht umgehen und inzwischen muss ich den Sachbearbeitern sagen, welche Zuschüsse zu zahlen sind.
    Auf was ich noch hinweisen möchte, ist der Rückgang von Empathie bei Demenzkranken. Mit Fortschreiten der Krankheit werden Demenzkranke oft sehr forsch und grantig und sogar aggressiv. Das lässt Freunde und Nachbarn auf Abstand gehen – was wiederrum den Kranken verletzt. Auch für die betreuenden Angehörtigen ist diese unfreundliche, grantige Art und Weise nicht einfach auszuhalten. Man muss sich immer wieder sagen, dass es nicht persönlich gemeint ist, sondern Teil der Krankheit ist.
    Alles nicht so einfach …

Kommentieren

E-Mail (wird nicht veröffentlicht)