Chancengleichheit? – eine bewegende Geschichte mit schockierenden Fakten.

Model und Programmiererin Lyndsay Scott vertritt Frauen in der MINT-Branche

Frauen in der MINT-Branche sind nach wie vor stark unterrepräsentiert und stellen eine Minderheit dar, sei es im Silicon Valley oder hierzulande. Laut aktueller Statistik belegt Deutschland weltweit mit gerade einmal 16,6 Prozent Frauen in der IT-Branche Platz 20, Spitzenreiter in dieser Kategorie ist Bulgarien mit 30,3 Prozent Frauenanteil (Quelle: Honeypot).  

Die Branche ist zwar im Wandel und es entscheiden sich immer mehr Frauen für eine Karriere in diesem Bereich – nichtsdestotrotz haben sie nach wie vor in dieser Branche mit diverse Diskriminierung in Form von Sexismus, Rassismus und ungleicher Löhne bei identischer Qualifikation und Erfahrung zu kämpfen, woraufhin auch einige wieder aussteigen. Vor einigen Wochen ging ein Instagram-Post eines Programmierer-Accounts online – die Reaktionen auf diesen Post spiegeln den Zustand exemplarisch für die gesamte Branche wider. Der Beitrag porträtierte Lyndsey Scott – ein ehemaliges Victorias Secret Model – und listete ihre Programmierfähigkeiten auf.

Zu diesem Zeitpunkt (September 2018) wurde keines der anderen Postings von „coding.engineer“ so kontrovers, emotional und viel diskutiert, wie dieses. Unter den 450 Kommentaren finden sich unter anderem sexistische und frauenfeindliche Kommentare, die Scott ihre Kompetenzen aberkennen und sie auf ihren Körper reduzieren. Beiträge wie „Was für eine Verschwendung“, „Gott hat diesen Körper programmiert“ oder „Ja, sie kann Hallo Welt schreiben“ („Hallo Welt“ im Webbrowser anzeigen zu lassen ist beim Programmieren für Anfänger in der Regel die erste Übung) sind nur wenige Beispiele.

Scott nahm sich die Zeit, stellvertretend für Frauen in Tech-Berufen, die tagtäglich mit denselben Anfeindungen zu kämpfen haben, auf die Trolls im Internet zu reagieren:

„Ich habe 27.481 Punkte in StackOverflow. Ich bin im iOS-Tutorial-Team von RayWendelich.com, ich bin die führende Software-Entwicklerin für RallyBound, ich habe einen Bachelor-Abschluss von Amherst, wo ich Computerwissenschaften und Theater studiert habe. Wenn ich die Kommentare hier anschaue, wundere ich mich ja, warum 41 Prozent der Frauen in technischen Berufen wegen einer feindseligen Arbeitsumgebung abbrechen. #worandaswohlliegt“.

Dem britischen Nachrichtendienst BBC erklärte sie: „Ich führe nur Fakten an, in der Hoffnung, dass ich mindestens einen negativen Kommentator davon überzeugen kann, dass Programmierer in allen Formen, Größen, Geschlechtern, Rassen usw. eine Legitimation haben. Ich hoffe, dass sie es sich zweimal überlegen, bevor sie an anderen Frauen und Mädchen zweifeln, denen sie in der Technik begegnen“.

Die Technologieindustrie wird immer zentraler für die Weltwirtschaft und somit wird die Repräsentation von Frauen in der Branche auch immer relevanter. Organisationen wie Girls Who Code und Stemettes wurden gegründet, um mehr Frauen zu ermutigen, in den Bereichen Wissenschaft, Technik und Ingenieurwesen zu arbeiten. Anne Marie Imafidon, Mitbegründerin der Stemettes, sagte, dass die Sensibilisierung hilft:  „Wir sehen auf jeden Fall, dass Diskussionen über Vielfalt und Inklusion die Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, wie sie Frauen an ihren Arbeitsplätzen behandeln“.

Auch hierzulande gibt es Initiativen wie den „Girls Day“, an dem Schülerinnen Einblicke in Ausbildungsberufe und Studiengänge, in denen junge Frauen bisher eher selten vertreten sind, wie eben beispielsweise in MINT-Fächern. Die positive Wirkung solcher Initiativen lässt sich in Deutschland beobachten: Es kommt zu mehr Diversität in die überwiegend männliche und weiße Branche. In den vergangenen zehn Jahren stieg der Anteil von Studentinnen im MINT-Bereich in Deutschland um ganze 93 Prozent. Die größten Anstiege des Frauenanteils seit 2008 verzeichnen die Studiengänge Elektrotechnik (von 9,70 Prozent auf 16,30 Prozent) und Informatik (von 18,60 Prozent auf 24,80 Prozent) (Quelle: Nationaler Pakts für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“).

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