Lipödem – Ein Leiden vieler Frauen

Lipödem – Fettzellen außer Rand und Band

(Teil 1)

Eine harmonische Figur, die eine Einheit bildet, ist tendenziell jedem gegeben. Zwar gibt es durchaus Bereiche, an denen sich kleine Ernährungs-Laster schneller bemerkbar machen, dennoch fällt die optische Einheit in der Regel nicht auseinander. Anders ist dies bei einer Lipödem-Erkrankung.
Das Lipödem bezeichnet eine Fettverteilungsstörung, bei der der Oberkörper meist recht zierlich bleibt, während Hüfte, Po und Beine immer weiter zunehmen. Wo gesunden Menschen eine Diät und Sport helfen, kämpfen Lipödem-Betroffene meist erfolglos gegen die vermeintlichen Pfunde. Wie ein Lipödem entsteht, wie es erkannt wird und welche Begleiterkrankungen auftreten können, erklärt Dr. Dominik von Lukowicz, plastischer Chirurg aus München, im ersten Teil dieses Artikels.

Entstehung des Lipödems

Fast nur Frauen sind vom Lipödem betroffen, da bei ihnen das Bindegewebe insgesamt eine etwas andere Struktur aufweist als bei Männern. Hinzu kommen bestimmte weibliche Hormone, die tendenziell für Wasser- und Fetteinlagerungen verantwortlich sind – was im Falle einer Schwangerschaft durchaus seine Berechtigung hat, um das Ungeborene ausreichend zu schützen und zu versorgen. Dies betrifft alle Frauen, die einen mehr, die anderen weniger. Beim Lipödem kommt es jedoch zu einer unverhältnismäßigen Vergrößerung von Fettzellen und starken Wasseransammlungen. In den meisten Fällen lässt sich eine genetische Disposition in Bezug auf die Ausbildung eines Lipödems feststellen. Meist machen sich erste Symptome nach großen hormonellen Umstellungen, wie etwa der Pubertät, einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren, bemerkbar.

Beine schwer wie Blei – mögliche Symptome

Lange Zeit wurde Lipödem mit Adipositas gleichgesetzt und Patientinnen wurde geraten, sich mehr zu bewegen und eine Diät zu machen. Sport und gesunde Ernährung sind zwar durchaus förderlich für die gesamte Gesundheit, lindern jedoch die Krankheit an sich nicht. Mittlerweile wird das Lipödem als eigenständiges Krankheitsbild angesehen und entsprechend behandelt. Symptome, die für ein Lipödem sprechen können, sind eine Anfälligkeit für blaue Flecken an den Beinen, Druckempfindlichkeit, angeschwollene, schmerzende Beine und ausgeprägte Cellulite sowie Reiterhosen. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer starken Diskrepanz zwischen Ober- und Unterkörper.

Die drei Stadien des Lipödems

Das Lipödem lässt sich in drei Stadien einteilen. Im ersten Stadium ist die Hautoberfläche glatt, das Unterhautfett verdickt sich jedoch bereits und die Fettstruktur wird feinknotig. Viele Frauen leiden in diesem Stadium unter den sogenannten „Reiterhosen“. Im zweiten Stadium wird die Hautoberfläche uneben, die Beine wirken geschwollen und fühlen sich oft „schwer wie Blei“ an. Das dritte Stadium zeichnet sich schließlich durch große, derbe Fettlappen aus, die das Laufen sehr erschweren können und einen möglichen Nährboden für eine Pilzinfektion darstellen, besonders während der warmen Sommermonate. Auch können die Arme betroffen sein, wobei Hände und Füße wie abgeschnürt wirken, da die Fettverteilungsstörung meist an den Knöcheln und Handgelenken endet.

Diese Einteilung ermöglicht zwar eine optische Beurteilung, die Einschränkungen, die Betroffene hinnehmen müssen, sind jedoch nur schwer kategorisierbar. Bereits in einem frühen Stadium können massive Spannungsgefühle sowie Druckschmerzen auftreten, insbesondere nach langem Stehen. So muss jeder Lipödem-Fall individuell beurteilt und behandelt werden.

Mögliche Begleiterkrankungen des Lipödems

Eine häufige Begleiterkrankung des Lipödems stellt das Lymphödem dar. Hierbei läuft Flüssigkeit aus den Lymphgefäßen in das umliegende Gewebe und in die Zellzwischenräume aus. Die sorgt für eine weitere Schwellung des Beins und das Spannungsgefühl steigt an. Eine Überprüfung des Venenstatus ist im Verdachtsfall vor der Therapie dringend angebracht und erfolgt durch einen Phlebologen.

Neben diesem zusätzlichen körperlichen Leiden sollten die psychischen Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Da Außenstehende das Lipödem oft nicht vom adipösen Erscheinungsbild unterscheiden können, werden Betroffene oftmals entsprechend gemustert und müssen sich durchaus mit unschönen Bemerkungen auseinandersetzen. Dies sorgt kaum für steigendes Vertrauen in den eigenen Körper und Zuversicht, etwas am aktuellen Zustand verbessern zu können, trotz Bewegung und gesunder Ernährung. Diese Zuversicht wäre jedoch in vielen Fällen sehr wichtig, um professionelle Hilfe aufzusuchen und eine entsprechende Behandlung des Lipödems zu beginnen.
Im zweiten Teil des Artikels geht Dr. von Lukowicz auf die Erfolge konservativer Therapien ein und beschreibt welche operativen Behandlungsmethosen zur Verfügung stehen, um das Leben mit Lipödem zu erleichtern.

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