Lipödem – Das können wir tun!

Lipödem – Fettzellen außer Rand und Band

(Teil 2)

Im ersten Teil des Artikels klärte Dr. Dominik von Lukowicz, plastischer Chirurg in München, über die Entstehung des Lipödems, mögliche Symptome und Begleiterkrankungen auf. Im zweiten Teil geht es nun um unterschiedliche Therapieoptionen.

Konservative Therapien helfen zeitweise

Da durch die starke Schwellung des Beins die Lymphgefäße nur schlecht arbeiten können, bleiben Wasseransammlungen im Bein zurück und werden nicht abtransportiert. Je mehr der Lymphfluss gebremst wird, desto weniger Wasser kann also von den Lymphgefäßen befördert werden – ein Teufelskreis. Konservative Therapien können helfen, den Lymphfluss mittelfristig wieder anzuregen.
Hier kann beispielsweise eine Lymphdrainage verordnet werden, bei der durch bestimmte Druck- und Massagetechniken der Lymphfluss in Gang gebracht wird.
Eine Bewegungstherapie – bestenfalls im Wasser, um die Gelenke zu entlasten – hält das Herz-Kreislauf-System in Schwung und regt den Lymphfluss mit an. Nach und beim Sport ist Kompressionswäsche nahezu unerlässlich, um den Beinvenen zu helfen, das Blut zurück zum Herzen zu pumpen. Andernfalls kommt es zu einem Stau und das Blut kann in das Gewebe austreten.
Eine Diät hilft gegen das Lipödem zwar nicht, eine Gewichtszunahme macht die Krankheit jedoch schlimmer, daher ist eine gesunde Ernährung absolut empfehlenswert.
Diese Therapien können Betroffene zeitweise entlasten, jedoch wird das Grundproblem – nämlich das krankhafte Fett – dadurch nicht reduziert. Langfristige Linderung kann nur eine operative Entfernung der Fettzellen mittels so genannter Liposuktion bringen.
Von einer Entwässerung mittels Medikamenten sollte unbedingt abgesehen werden, das diese Wirkstoffe nicht die Wassereinlagerungen aus dem umliegenden Gewebe ziehen, sondern die Zellen selbst angehen und diese brauchen ausreichend Flüssigkeit, um ihren Aufgaben nachkommen zu können.

Ablauf einer Liposuktion

Bei einer Liposuktion können die überflüssigen Fettzellen abgesaugt werden. Dies geschieht beim Lipödem in Vollnarkose, da so bis zu acht Liter Fett in einer Operation entfernt werden können. Zu Beginn wird eine spezielle Tumeszenzlösung in den zu behandelnden Bereich infiltriert. Diese Lösung reichert sich nun in den Fettzellen an. Im Anschluss können mittels stumpfer Vibrationskanülen die Fettzellen sanft abgesaugt werden. Dieses Verfahren schont das umliegende Gewebe und die Lymphgefäße. Letzte können nach der Liposuktion wieder besser arbeiten und so Wassereinlagerungen abtransportieren. In den Tagen nach dem Eingriff können Schwellungen und Blutergüsse auftreten, welche jedoch in der Regel schnell wieder abklingen. So bleiben lediglich feine Narben der Einstichstellen zurück, die meist kaum auffallen.
Hochlagern des behandelten Bereichs unterstützt den Körper beim Abtransport des eingelagerten Wassers und kann unverhältnismäßige Schwellungen vermeiden oder lindern. Kompressionswäsche sollte für sechs Wochen getragen werden, um die Heilung zu unterstützen und dem Körper Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Zudem sollten in den ersten sechs Wochen bis zu dreimal wöchentlich Lymphdrainagen durchgeführt werden.

Wohin mit der Haut?

Bei einer frühzeitigen Liposuktion zieht sich die Haut in der Regel wieder zurück und die schönen Konturen eines schlankeren Körpers zeigen sich. Unterstützend kann ein Surgical Needling oder eine Lasertherapie zur Hautstraffung eingesetzt werden.
Wird jedoch erst im dritten Stadium gehandelt und ist das Bindegewebe generell schwach und durch die Dehnung beschädigt, kann ein Übermaß an erschlaffter Haut zurückbleiben. In diesen Fällen ist eine Behandlung des entsprechenden Hautüberschusses mittels einer chirurgischen Straffung möglich. So erlangen Patientinnen ihre Beweglichkeit zurück, können körperbetonte Kleidung tragen und tun sich im Alltag allgemein leichter. Denn einmal entfernt kommen die Fettzellen nach einer Liposuktion nicht wieder. Somit bildet eine Fettabsaugung eine sehr effiziente und langanhaltende Lösung zur Behandlung des Lipödems, die das Gewebe schont und gleichzeitig die Lebensqualität enorm verbessern kann.

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