Hospizpflege – bis zuletzt nah am Menschen
Wir haben uns gefragt: Was sind das für Menschen, die ihre Zeit bedingungslos für andere opfern? Die eigene Bedürfnisse und Ängste zurückstellen, um anderen beistehen zu können? Die sich selbst Gefahren aussetzen um andere retten zu können? Wie ist die Arbeit in besonders schweren Berufen? Um diese Fragen zu beantworten haben wir uns vorgenommen, in einige Berufe reinzuschnuppern und Menschen mit Erfahrung in diesen Bereichen zu interviewen. Wir wollen einen Einblick in die härtesten Berufe Deutschlands.
Heute dreht es sich um einen harten Beruf, für den man ein weiches Herz braucht: Hospizpflege… Es folgt ein Interview mit Mechthild B., einer ehrenamtlichen Hospiz-Begleitung.
Zu erst möchte ich meinen Respekt aussprechen, für alle Menschen, die wie Du in der Hospizpflege tätig sind. Liebe Mechthild, wie bist du dazu gekommen, dich ehrenamtlich für schwer kranke Menschen einzusetzen und diese auf ihrem letzten Weg zu begleiten?
Mechthild: Also eigentlich bin ich gelernte Hauswirtschafterin, bin aber 1987 irgendwie in die Pflege gekommen. Dort habe ich sehr schnell für mich gemerkt, dass es mir nicht „nur“ um die körperliche Pflege der Bewohner geht, sondern an erster Stelle um das seelische Wohl. Heute, nach meiner langjährigen Berufserfahrung kann ich sagen, ich habe den richtigen Weg eingeschlagen. Man bekommt von den Betroffenen sehr viel zurück. Und wenn es nur ein Händedruck oder ein Lächeln ist, aber das sagt mir, dass ich alles richtig gemacht habe.
Welche Resonanz bekommst du für deine Arbeit?
Mechthild: Von den Betroffenen selbst, die ich begleite, ganz viel positive Resonanz. Sehr viel Dank, nette anerkennende Worte und Wertschätzung. Da ich auch nicht auf Zeit achte kann ich auf die Bedürfnisse der Betroffenen nach bestem Gewissen und Gefühl eingehen. Menschen kann man nur begleiten wenn man den Faktor Zeit ausblendet, denn es sind Menschen, keine Maschinen. Darüber sollte sich jeder bewusst sein der in der Hospiz-Begleitung tätig werden möchte. Denn man ist über die Pflege der Betroffenen hinaus auch immer Ansprechpartner für die Sorgen, Nöte und Ängste der Angehörigen. Das erfordert Zeit und Geduld.
Von meinen Angehörigen bekomme ich für meine Tätigkeit Wertschätzung und Anerkennung. In meinem Freundeskreis sind die Meisten selbst sozial engagiert, so wir schätzen uns gegenseitig.
Würdest Du sagen, dass sich mehr Menschen ehrenamtlich engagieren sollten?
Mechthild: Auf jeden Fall, denn ohne Ehrenamt könnte man einfach nicht so viel leisten. Die Pflegekräfte haben zu wenig Zeit um sich intensiv zu kümmern. Der Stellenschlüssel gibt es nicht her, dass Pflegekräfte sich in der finalen Phase, also den schwersten Stunden, um den Betroffenen kümmern können. Sei es nur durch bloße Anwesenheit, die den Betroffenen spüren lässt, dass er nicht alleine ist.
In welchen Bereichen wird deiner Meinung nach mehr ehrenamtliche Tätigkeit benötigt?
Mechthild: Altenheime/Pflegeheime und in der Hospizpflege. Ich denke aber auch in anderen Bereichen werden frewillige Helfer immer gesucht und dringend benötigt. Einfach um das Leben der hilfsbedürftigen angenehmer zu gestalten.
Was macht Deine ehrenamtliche Tätigkeit besonders?
Mechthild: Dadurch, dass ich die Gruppen-Koordinatorin unserer Einrichtung bin und auch den Besuchsdienst für schwer erkrankte Bewohner vermittel, habe ich das Glück, dass ich unsere Ehrenamtler alle persönlich kenne und sie für die Betroffenen individuell vermitteln kann. So kann ich selbst sicherstellen und prüfen, ob Pfleger und Betroffene menschlich zusammenpassen und die Chemie stimmt. Das ist nämlich sehr wichtig. Zum Beispiel sollte ein religiöser Bewohner (z.B. Ein Katholik) wenn möglich Besuchsdienst von einem pensionierten Pastoralreferenten bekommen.
Was tust du für Dich um das erlebte zu verarbeiten?
Mechthild: Mich fängt die Familie und der Freundeskreis auf. Sie helfen mir bei Verarbeitung und sind meine größten Unterstützer. Dadurch, dass ich schon 15 Jahre in unserer Einrichtung tätig bin kenne ich die Bewohner sehr gut und sehe es auch oft als Erlösung für den Betroffenen an wenn er gehen darf. Und da wir ein gutes Team sind steht jeder hinter mir und meiner Arbeit. Dazu kommen noch regelmäßige Treffen zum Austausch mit den Ehrenamtlern. Und in meiner Freizeit gehe ich zum Ausgleich für mich zum Sport, koche und esse gerne.
Welche Voraussetzungen sollten Menschen aus Deiner Sicht mitbringen um diese Tätigkeit ausüben zu können?
Mechthild: Regelmäßige Fortbildungen um genügend Wissen zu erlangen und um herauszufinden, ob man für diesen Job gemacht ist. Voraussetzungen um dem Sterbenden den Abschied so angenehm wie möglich zu machen: Verständnis, Zeit, Geduld und nette Worte. Man sollte keine Berührungsängste mit einem Sterbenden oder mit dem Tod haben. Verlässlichkeit, gute Kommunikation und guter Umgang mit den Angehörigen sind wichtig. Zusammenarbeit mit den Pflegekräften und vor allen Dingen Empathie. Ich möchte alle ermutigen in sozialen Bereich tätig zu werden, man bekommt sehr viel zurück. Denn für eines braucht man kein Geld: Seine Zeit und Zuwendung kann man mit dem Herzen schenken.
„Sterbebegleitung bedeutet viel mehr als nur da zu sein, wenn jemand seinen letzten Weg geht. Es bedeutet einem Menschen zu zeigen, dass er wertvoll ist und nicht alleine.“
Unsere Redakteurin Heike hat selbst Einblicke in die Pflege und in die Begleitung Sterbender bekommen können und konnte sich so ein Bild von dem schweren Beruf machen. Die Menschen sind sehr dankbar, es zerrt aber ungemein an den Nerven. Es gibt Hospizbewohner die noch vollständig bei Verstand sind und eigentlich mitten im Leben sein könnten. Besonders junge Sterbende haben ihr zu schaffen gemacht. Der Umgang mit dementen und nicht orientierten Bewohnern war für sie auch zu Anfang schwer. Wie nimmt man den Menschen die Angst, wie kann man sie beruhigen? Bald wird unsere Heike ihre Erfahrungen in einem Bericht niederschreiben. Wir sind gespannt.
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