Das neue alte Feindbild – Muslime in Deutschland

Feinbild Muslime in Deutschland

Teil 1

Humaira A. kann einem leid tun, wenn man sie über die letzten Wochen berichten hört. Sie ist in Deutschland geboren, ausschließlich hier aufgewachsen. Sie spricht perfekt deutsch, studiert und engagiert sich ehrenamtlich für psychisch kranke Menschen. Sie schaut gerne mit ihrem Mann Filme, schätzt gutes Essen und liebt es ihr unbekannte Orte innerhalb von Deutschland zu bereisen. Schon als Kind ist sie mit ihren Großeltern im Wohnmobil unterwegs gewesen. Sie schwärmt von ihren Urlauben im alten Land (Hamburg). Von ihren Wochenendtrips an die Ostsee. Humaira unterscheidet sich nicht von anderen deutschen Frauen. Nur ihr Aussehen unterscheidet sich. Sie trägt ein Kopftuch und ist Muslima.

Als Muslima in Deutschland hat man durchaus mal mit Vorurteilen oder Rassismus zu tun, allerdings lässt es sich dennoch gut leben, wie Humaira berichtet. Deutschland ist ihre Heimat, hier ist sie geboren. Das hat sie nie anders gesehen. Sie findet es schade, dass manche Menschen diese Tatsache nicht akzeptieren möchten. „Ist man denn nur deutsch wenn man weiß ist?“ Humairas Frage beantworte ich wie aus der Pistole geschossen mit einem klaren „Natürlich nicht“! Auch wenn ich weiß, dass viele das anders sehen…


 

Richtig schwierig wurde das Leben in Deutschland für die junge Muslimin erst vor ein paar Monaten. Als die Flüchtlingsthematik anfing wurde der Fremdenhass groß. Deutsche Nachbarn, die einst ihre Post freundlich entgegengenommen hatten, mit denen sie nette Worte wechselte oder denen sie Kuchen brachte waren nicht mehr so, wie sie mal waren. Aus der Neugierde und den offenen und interessierten Fragen über die Religion wurde Skepsis und Ablehnung. Nachbarn grüßten plötzlich nicht mehr freundlich, fanden keine lieben Worte mehr. Humaira, die Nachrichten eher weniger verfolgt, war zu Anfang sehr verwundert über die plötzliche Unfreundlichkeit.

Auch während des Wocheneinkaufes im Supermarkt ist die junge Muslimin Anfeindungen ausgesetzt. Sie erzählt mir, dass es häufig Männer mittleren Alters sind die sie mit bösen Blicken strafen oder sie gar im Laden verfolgen und tuscheln. Frauen sind da direkter. Sie schauen nicht bedrohlich sondern regen sich ganz offen über Humaira und ihr Kopftuch auf. Sie schütteln bei ihrem Anblick den Kopf, machen schnippische Bemerkungen oder tuscheln und lachen. Humaira, die von ihren Eltern gelernt hat Menschen nicht aufgrund ihrer Äußerlichkeiten zu bewerten stand dem Problem am Anfang hilflos gegenüber. „Manchmal hatte ich sogar Angst und dachte, dass die Männer aggressiv vor der Tür auf mich warten werden,wenn ich mit meinen Einkauf fertig bin.“

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Woher kommt dieser Hass? Mit Sicherheit zum Teil auch durch die Hetze in den Medien. „Das Bild des Islams ist total verzerrt und die Menschen wollen uns nicht mehr kennen lernen sondern lehnen uns von Anfang an ab. In den Medien wird den Menschen Angst gemacht. Angst vor dem Fremden, Angst vor dem Islam und Angst vor uns.“

Eine junge, freundliche Frau sollte nicht mit so viel Ablehnung konfrontiert werden. Wir leben in Deutschland und jeder sollte sich hier wohlfühlen können. Es ist nicht nur unser Deutschland. Es ist auch Humairas Deutschland. Sie ist ein deutsches Kind…

 

 

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