Ein jeder von uns, eine jede von uns, hat sicherlich Lieblingsorte. Orte, die von Erinnerungen geprägt sind, Ort an denen man sich sehr wohl fühlt, Orte die uns etwas bedeuten.
Allgemein ist ein Ort, an dem ich mich meist sehr wohl fühle, ein Friseur: Der Geruch, das Wissen gleich wieder etwas anders auszuschauen; die Kopfmassagen, der Kaffee dazu und das Geplänkel ergeben ein Zusammenspiel, so dass ich mich dort meist entspanne. (Ich liebe es dort den Unterhaltungen der anderen zuzuhören)
Ein anderer Lieblingsort von mir ist gleich ein ganzes Land: Irland. Kaum bin ich da, bin ich eine andere. Genieße die Freundlichkeit der Menschen, das grün der Insel, das Meer, die Pubs. Es ist also ein Gesamtpaket. Ein Gesamtpaket, welches nicht um die Ecke liegt und auf lange Zeit auch nicht von mir bereist werden kann.
Mein Lieblingsort mit Wohlfühlfaktor
Mein absoluter Lieblingsort liegt beinahe um die Ecke. Ich schätze ihn, da er zu einem Ort geworden ist, an dem ich bewusst genieße und an dem ich mich wohlfühle. Es ist die Kaffeerösterei „Kaffee-Fleck“ in Reutlingen. Ein Ort, den ich zu meinem zweiten Wohnzimmer machen würde, wenn ich könnte. Der Wohlfühlfaktor, der mir hier als Gast entgegen schlägt, ist enorm. Einer der Inhaber ist ein griechischer Amerikaner (oder umgekehrt). Gerne erzählt er, wie es zur Gründung der Kaffeerösterei mit dem kleinen Cafè kam. Entspricht es der Wahrheit? Ist es Legende? Mir egal, ich mag diese Geschichte.
Am Eingang strömt mir bereits der Duft der Kaffeebohnen entgegen. Anscheinend wird heute wieder geröstet. Früher empfand ich diesen Duft als zu intensiv, inzwischen mag ich ihn sehr. Beim heutigen bilde ich mir ein Karamell zu riechen und zu schmecken. Ein wenig legt sich der Duft auf die Zunge und ich schmecke Karamell ohne es gegessen zu haben. Am Fensterplatz sitzen die ersten Geschäftsleute mit ihrem Espresso, hinter der Theke wird fleißig gewerkelt. Das zischen der aufgeschäumten Milch ist Musik in meinem Ohren und ich freue mich auf meinen Latte Macciato mit schwachen Espresso, den ich mir bestelle. Ja, es gibt Espresso, der intensiv schmeckt ohne mir den Magen zu zerfetzen. Ich darf es kaum laut sagen, geschweige hier schreiben: Seit meinem mehrjährigen Aufenthalt in Irland gehöre ich zu den Menschen, die bevorzugt löslichen Kaffee trinken. Mein Kaffee daheim muss schwach und heiß sein. Umso mehr genieße ich den hier servierten.
Geradeaus sehe ich die routierende Röstmaschine und den Wein- und Kaffeebereich. Gelegentlich erwerbe ich hier ein kleines Päckchen Kaffee oder Espresso, welches ich weiter verschenke. Doch um ehrlich zu sein, komme ich wegen der Atmosphäre hierher und dem guten Kaffee. Natürlich nasche ich gelegentlich eines der kleinen Törtchen der „Kleinen Törtchenbäckerei“ oder esse eine heiße Suppe oder ein Sandwich, welches mit Nachos serviert wird. Oder ganz aktuell einen der Wraps. Nicht nur der Kaffee verfügt über eine Top Qualität, auch die Inhalt der kleinen Speisekarte. Der Latte Macchiato wird stilvoll auf einem Porzellantablett mit einem Glas Wasser, einer leckeren Schokolade und viel Freundlichkeit angerichtet und serviert.
Folge ich der Treppe nach oben, gelange ich in die Cafelounge: Der Duft der Kaffeebohnen, die in dieser Etage (oder eine drüber) verpackt werden, zieht durch den Raum. Das leise Stimmengewirr der Besucher empfängt mich, ohne dass ich ihren Unterhaltungen folgen kann. Was ich auch nicht möchte. Gemütliche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Die eine oder andere längere Stunde habe ich hier bereits verbracht. Die Kunstecke zeigt Bilder an der Wand, Bilder auf der Staffelei. Kunstbücher und kleine Kunstobjekte stehen neben diesen. Schaue ich von meinem Clubsessel darauf, ergibt sich ein buntes, aber harmonisches Bild. Als Laie empfinde ich diese als schön.
Das Publikum ist gemischt. Vom Geschäftsmann bis zur Mutter-und-Kind-Gruppe; den Marktbesuchern, die einen Abstecher machen; den Kaffee Genießern, die auf einen schnellen Espresso herein kommen; den Strickfrauen, den Freundinnen, die sich hier entspannt verwöhnen lassen, den jungen Pärchen, die sich bei Kaffee in die Augen schauen; den Kolleginnen, die hier schnell ihre Pause verbringen und natürlich ich. Ein idealer Ort zum Austausch. Um einen super leckeren Kaffee zu genießen, zu schreiben, zu lesen, Menschen zu beobachten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und um der Seele neue Energie zu geben.
Diese Zeilen wurden übrigens hier im Kaffee-Fleck geschrieben. Ich habe mir fest vorgenommen, Freitagvormittags regelmäßig die Atmosphäre hier auf zu saugen, mich verwöhnen zu lassen, hier zu schreiben und den guten, guten Kaffee zu genießen.
Den guten, guten Service zu genießen.
Meine Seele baumeln zu lassen.
Eure Sabine
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