Eine Frau und ein Kinderbuch

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Elena Pfaff

Warum jede Frau eine Kindergeschichte schreiben sollte

Bestimmt schon zehn Jahre lang hatte ich immer wieder den Gedanken im Kopf ein Kinderbuch zu schreiben. Natürlich gab es aber immer wichtigere Dinge. Zuerst das Studium beenden, dann das Referendariat. Danach noch die lange Einarbeitung in den neuen Beruf… Kurz: ich habe gewartet, aufgeschoben und hinausgezögert. Wie wir Erwachsenen das so gerne tun. Und vermutlich würde ich das bis heute noch, wenn ich nicht im Jahr 2012 einmal zufällig durch das Fernsehprogramm für Kinder gezappt hätte. Auf einem Sender hämmerte sich Spongebob gerade mit einer Metallstange auf den Kopf, sodass sein Gehirn im hohen Bogen durch das Meer flog und schließlich im Sand landete. Auf einem anderen tötete ein Roboter ein Monster mit einem Laserschwert und auf dem dritten Sender erklärte eine Werbesprecherin, dass man ohne das neue Barbie Märchenschloss wohl kaum ein glückliches Mädchen sein kann. Aber zum Glück wäre ja bald Weihnachten. Da wurde mir klar: so kann es nicht weiter gehen. Unsere Kinder verblöden. Sie werden verblödet. Ihre Seele verarmt. Und wir Erwachsenen sehen einfach zu. Dabei können wir doch durch einen wirklich geringen Aufwand, eine enorm große Änderung erzielen.

Nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet hatte, setzte ich mich auf den Teppichboden im Schlafzimmer mit meinem Laptop auf dem Schoß, einer Tasse Tee neben mir und dem festen
Willen, die Welt ein wenig besser zu machen. Durch meine eigene Kindergeschichte. Wenn ich es schaffte, dass auch nur einige einzige Mutter das Buch kaufen würde, und ihr Kind
nicht wie so oft vor dem Fernseher absetzte, sondern sich neben ihm auf das Bett setzte und die Geschichte vorlas- das war mein Traum und meine Motivation. Ich hatte eigentlich überhaupt keine Idee von was und über wen ich denn schrieben sollte. Ich wusste nur, dass es eine Geschichte sein sollte, in dem nicht ein einziges Schimpfwort fiel. In dem niemand geschlagen, zermetzelt oder getötet wurde und in der Gemeinheit, Unterdrückung und Demütigung nicht als die normalsten Eigenschaften der Welt angesehen wurden. Ich wollte ein Buch schreiben, das einfach nur Freude bereitet. In dem es um Freundschaft geht und Vertrauen, um große Achtsamkeit vor Anderen und der Natur. Ein Buch, das eine Kinderseele wachsen lässt. Ohne große Überlegungen oder Struktur, ließ ich meinen Händen freien Lauf und fand sofort einen Titel für meine Geschichte: „Rudi Reiskorn – Abenteurer und Entdecker”. Mehr brauchte ich auch
nicht. Denn sobald ich den Titel vor mir sah, kam mir ein Einfall nach dem anderen. Auf einmal hatte ich so viele Ideen, dass es mir am Ende nicht einmal gelang, alle im Buch unterzubringen.
Ich schrieb und schrieb und schrieb. Oft täglich. Ab und zu auch mit längeren Pausen. Ein Mal nur fünf Minuten, ein anderes Mal drei Stunden am Stück. Manchmal wachte ich nachts auf und
notierte Einfälle auf einen Notizblock, den ich im Schlafzimmer platziert hatte. Oft kamen mir auch gute Ideen beim Einkaufen oder beim Sport. Sofort wurden sie notiert. Das Schreiben wurde meine große Leidenschaft.

Während der Arbeit freute ich mich schon auf den Feierabend- auf meine Tasse Tee und das Schreiben meiner eigenen Geschichte. Auf das Kreieren von Figuren, die ich lenken darf. Auf
fröhliche Figuren, die in der Abendsonne auf einer Parkbank sitzen und zufrieden die Beine baumeln lassen. Das ist ein wundervolles Gefühl. Du selbst bist der Verfasser und lässt sämtliche
Figuren entstehen. Dabei entscheidest du dich bewusst dagegen, dass die Ruhe der Figuren gestört und sie von einem Alien getötet werden. Und du entscheidest dich bewusst dafür, dass
diese Parkbank ihr ganz besonderer Freundschaftsplatz wird- und dies auf ewig bleibt. Die Welt der Figuren liegt ausschließlich in deinen Händen. Aller Einfluss auf das Kind in diesem Moment
nur bei dir. Das Schreiben ist wirklich einzigartig. Du nimmst dir Zeit für dich selbst und lässt ein wundervolles Geschenk für Kinder entstehen. Auch wenn du (noch) kein Eigenes hast. Schreibe für dein Patenkind oder Sohn oder Tochter deiner besten Freundin. So habe auch ich das getan. Und auch ihre Freude, wird dich zum glücklichsten Menschen machen. Ich weiß, der Anfang ist schwer. Aller Anfang ist schwer. Auch du wirst aufschieben und vertagen wollen, genau wie ich das tat. „Ich bin überhaupt nicht kreativ”, wirst du zu dir selbst sagen. Oder vielleicht „ich habe doch gar keine Zeit”, oder „in Aufsätzen in der Schule war ich immer miserabel. Ich kenne weder Rechtschreibregeln noch Satzstruktur. Wie soll ich damit meinem Kind etwas Gutes tun?” Aber sei dir sicher: du wirst deinem Kind etwas Gutes tun. Denn du investierst kostbare Zeit deines Lebens in dein Kind. Die Zeit während des Schreibens, aber vor allem die Zeit während des Vorlesens. Und das ist es, was Kinder brauchen- Zeit mit Erwachsenen, Zeit mit den Eltern. Kein Barbie Schloss und auch kein Spongebob werden das je ersetzten können. Ganz im Gegenteil. Sie stehlen die wenige Zeit, die bleibt.

Also schenke deinem Kind, was es braucht und wonach es sich immer sehnt. Zeit mit dir. Es wird ihm dabei vollkommen egal sein, ob du alle Sätze mit „ich” oder „und” beginnst, oder ob du
Verben groß und Substantive klein schreibst, wofür du in der Schule selbst immer kritisiert wurdest. Dein Kind wird mit leuchten Augen und klopfendem Herzen im Bett liegen und nicht wissen wohin mit seinem Stolz auf dich und mit der Freude über diese Geschichte, die nur euch gehört. Es ist nicht von Bedeutung wie lange deine Geschichte ist, oder worüber du schreibst- so lange sie
von Herzen kommt. Du kannst eine zwei-seitige Geschichte über einen besonders schönen Tag in deinem Leben schreiben und dir selbst einen anderen Namen geben, wenn du möchtest. Oder du
berichtest auf fünfzig oder hundert Seiten über das glückliche Leben zweier Marienkäfer. Es ist vollkommen dir überlassen. Schreibe über das, was dich interessiert. Über das, was dir von
Bedeutung ist. Über das, was dein Kind lernen soll. Mein Interesse gilt dem Reisen und der Naturheilkunde- mein Rudi reist um die Welt und trinkt bei Bauchschmerzen einen Tropfen Ingwertee. Wenn auch nur ein Kind bei Bauchschmerzen nach einem Ingwertee und nicht nach einer chemischen Tablette fragt- habe ich ihm nicht damit schon einen großen Schritt in die richtige Richtung geschenkt? Du interessierst dich fürs Nähen? Schreibe über eine Nadel, die sich in ein Stückchen Faden verliebt und begeistere dein Kind dadurch fürs dieses schöne Handwerk. Du liebst fremde
Kulturen? Schreibe aus der Sicht eines Stückchen Tapete in einem Hotelzimmer, welches das Leben der unendlich vielen Gäste beobachtet. So kannst du Bräuche und Verhaltensweisen näher
bringen. Nichts muss, aber alles kann. Lass deiner Fantasie freien Lauf. Je verrückter, desto besser. Die Fantasie der Kinder ist grenzenlos. Ist es auch deine, kannst du ihnen so nahe sein,
wie auf kaum eine andere Weise. Und alles liegt in deinen Händen. Du bestimmst. Lass das Gute gewinnen und die Harmonie. Lasse dein Kind wachsen, lass es lernen und lass es wissen, dass du
es liebst. Durch deine Geschichte, die du für euch geschrieben hast.FullSizeRender

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