Flüchtlinge in Deutschland

Meine Güte, wird sich in den letzten Tagen aufgeregt. Überall liest man Sätze wie: „Deutschland schafft sich ab“,“Deutschland besteht nur noch aus Asylheimen“,“Immer mehr kommen, aber wo bleiben wir“. Sätze, die zu Diskussionen anregen, die Fragen aufwerfen. Alles noch im Rahmen. Aber wir lesen in den letzten Tagen auch vermehrt: „Wir wollen die hier nicht“. „Sollen sie doch woanders hingehen“. Auf der Facebookseite der lieben Netzfrauen haben wir eine Karte entdeckt, die bei Google alle Asylheime in Deutschland markiert. Mit Adresse. Die Überschrift dieser Karte lautet: „Keine Asylheime in meiner Nachbarschaft“.karte-netzfrauen

Die Netzfrauen bitten darum, diese Karte zu melden und so die gezielte Verbreitung der Adressen von Asylheimen zu unterbinden. Nachdem wir vermehrt von Angriffen auf Asylheimen lesen mussten und erst neulich ein Heim in Böhlen bei Leipzig beschossen wurde, ist es wohl richtig die Adressen nicht öffentlich ins Internet zu stellen. Die Netzfrauen mussten neben einigen bestärkenden Kommentaren mit heftigem Gegenwind zurecht kommen. Viele der Leser/innen regten sich über die vielen Asylheimen in Deutschland auf und brachten ihren Unmut über die vielen Flüchtlinge klar zum Ausdruck.

Kommentare wie: „Ich will die nicht in meiner Nähe“, „Sollen die doch woanders hingehen“, „Die haben weder Bildung noch irgendwas anderes wofür man sie gebrauchen könnte“ ,“Deutschland wird überschwemmt“, „Wir brauchen hier keine kriminellen Scheißasylanten“ werden u.a. hunderte Male geliked.

Betrachten wir die Karte mal objektiv. Wozu verleitet diese Karte? Sie öffnet Nazis die Tür Asylheime anzugreifen und zu beschädigen. Was suggeriert diese Karte? Sie macht deutlich, dass Asylanten in deutschen Nachbarschaften nichts zu suchen haben.

karte-google

Ich frage mich bei den ganzen Kommentaren: Wo ist die Gastfreundschaft? Nicht vorhanden, okay. Liegt uns auch nicht unbedingt so im Blut wie den anderen, aber: Wo ist die Hilfsbereitschaft? Bei Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft auf und teilen mochten wir Deutschen ja auch noch nie, aber: Wo ist die Menschlichkeit? Ist noch Menschlichkeit vorhanden? Wenn man die Kommentare im Internet zu den Asylheimen betrachtet wohl nicht mehr viel.

Fragt sich denn keiner weshalb die Menschen flüchten müssen? Warum sie ihre Familie und ihr Leben hinter sich lassen mussten? Wir in Deutschland leben behütet und abseits von Krieg und Zerstörung, deshalb sollten wir aber noch lange nicht unsere Augen verschließen. Die halbe Welt lebt noch immer im Krieg. Werfen wir einen Blick auf z.B. Palästina, Syrien, die Ukraine. Was dort passiert ist unfassbar. Die Menschen müssen flüchten. Sie erleben Leid, Folter, Zerstörung. Sie verlieren ihre Familien, müssen zusehen wie ihre Eltern/Kinder abgeschlachtet werden, verlieren Häuser und alle Güter. Sie leben zwischen Ruinen und Leichen, Bomber fliegen über ihre Köpfe. „Ich will die nicht in meiner Nachbarschaft haben“.

Wie viele deutsche Urlauber bräunen sich jedes Jahr die gut angefutterten Bäuche unter der schönen Sonne Ägyptens. Eigentlich kann man jeden fragen der aus einem arabischen Land wie Ägypten zurückkehrt, die Gastfreundschaft ist nicht zu übertreffen. Überall bekommt man Essen, Trinken, ein freundliches Gespräch, ein Lächeln. Süßigkeiten und einheimische Leckereien. Die Ägypter sind, wie andere Araber, stets darum bemüht besonders gute Gastgeber zu sein. Essen gibt es reichlich und wenn nicht genug Stühle für alle da sind, wird sich auf den Boden gesetzt. Hauptsache wir fühlen uns zuhause. Ahlan wa Sahlan (Heißt wörtlich „Angehörige und leicht“ und meint „als Angehörige und nicht als Fremde seid ihr gekommen und leicht sollt ihr es haben“. Vor allem im Nahen Osten als Willkommensgruß verbreitet) ist hier das Motto. Wir möchten für diese Leute nicht mal eine Wiese frei machen, nicht mal dann, wenn sie flüchten. „Sollen die doch woanders hingehen“.

Fair ist anders, oder?

One Comment

  1. Zitat aus dem Artikel:

    „(…) wie andere Araber, stets darum bemüht besonders gute Gastgeber zu sein. Essen gibt es reichlich und wenn nicht genug Stühle für alle da sind, wird sich auf den Boden gesetzt. Hauptsache wir fühlen uns zuhause. Ahlan wa Sahlan (Heißt wörtlich „Angehörige und leicht“ und meint „als Angehörige und nicht als Fremde seid ihr gekommen und leicht sollt ihr es haben“. Vor allem im Nahen Osten als Willkommensgruß verbreitet) ist hier das Motto.“

    Ihr vermischt hier zwei völlig unterschiedliche Ausgangslagen.

    Erstens:
    Touristen in arabischen Ländern haben nicht vor, sich dort dauerhaft niederzulassen oder gar ihre Kultur dort zu verbreiten. Im Gegenteil, sie sind ja gekommen, um andere Kultur zu erleben und dann wieder heimzufahren.
    Bei Asylanten dagegen ist das gar nicht ausgeschlossen, denn die Lage in ihrer Heimat wird sich so schnell nicht ändern.

    Zweitens:
    Diejenigen, die hierher kommen und Asyl beantragen, sind oft gar nicht asylberechtigt. Das zeigt bereits die hohe Ablehnungsquote. Trotzdem verbleiben viele mangels erfolgender Abschiebung lange Zeit hier. Sie bringen ihre Auffassungen und Gebräuche mit und leben sie hier aus. Zwischen denen und den zivilisierten Verhalten der deutschen Gesellschaft besteht oft ein himmelweiter Unterschied, grundlegende Auffassungen über bestimmten Dinge sind 100% verschieden. Da ich aus einen solchen „arabischen“ (nicht ganz) Land stamme, kenne ich den Unterschied und weiß wovon ich rede.

    Drittens:
    Ich persönlich denke, dass in Deutschland noch viel so gut funktioniert, weil sie (also die Deutschen) einerseits eine Demokratie haben, aber auch andererseits nicht so zersplittert sind wie es andere Bevölkerungen sind. Also es ziehen mehr einfach an einem Seil, weil sie sich näher sind kulturell und es gibt nicht so großen Unterschiede in der Mentalität. So ist das Land stark in sich, aber das kann auch kaputtgehen durch das Einmischen von vielen Leuten die halt von Fundament her ganz anders denken.

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